01. Dezember 2021

„Ich bewundere die Arbeit der Menschen im Hospiz und bin stolz ein Teil dessen zu sein“

Im August 2021 begrüßten wir mit Sina Winsche erstmals eine junge Frau, die uns im Rahmen eines Freiwilligen Sozialen Jahrs (FSJ) unterstützt. Eingesetzt ist die 17-jährige Hamburgerin im überwiegend hauswirtschaftlichen Bereich. Wie es zur Idee eines FSJ im Hospiz kam, erzählt uns Frau Winsche im nachfolgenden aufgezeichneten Gespräch.

Im August 2021 begrüßten wir mit Sina Winsche erstmals eine junge Frau, die uns im Rahmen eines Freiwilligen Sozialen Jahrs (FSJ) unterstützt. Eingesetzt ist die 17-jährige Hamburgerin im überwiegend hauswirtschaftlichen Bereich. Wie es zur Idee eines FSJ im Hospiz kam, erzählt uns Frau Winsche im nachfolgenden aufgezeichneten Gespräch.

Liebe Frau Winsche, seit rund vier Monaten sind Sie Teil unseres Teams. Was genau gefällt Ihnen an der Arbeit hier?

Sina Winsche: „Das Hospiz ist ein Ort, an dem Stress und Hektik keinen Platz haben. Dafür aber Gefühle jeder Art. Es wird viel gelacht, stundenlang gequatscht, gemeinsam geschwiegen oder Seite an Seite geweint. Niemand muss sich verstellen und statt oberflächlichem Small Talk gibt es echte, tiefgehende Gespräche. Kurz – im Hospiz begegnet einem das Leben pur. Ich bewundere die Arbeit der Menschen hier, denen eben diese harmonische Stimmung letztlich zu verdanken ist. Und bin unendlich stolz, ein Teil dessen zu sein.“

Und die andere Seite? Gab es für Sie auch schon schwierige Momente?

„Natürlich, denn durch die tiefgehenden Gespräche mit den Gästen entstehen schnell zum Teil enge Bindungen. Verstirbt ein Mensch, empfinde ich Trauer über dessen Verlust. Mir hilft es, darüber zu reden und ich bin froh, dass in einem solchen Fall jeder im Team ein offenes Ohr für mich hat. Was bleibt, ist die Dankbarkeit, den Verstorbenen ein Stück seines Weges begleitet zu haben.“

Ihr Umgang mit dem Tod ist beeindruckend, insbesondere angesichts Ihres jungen Alters. Welche Erklärung haben Sie dafür?

„Meine grundsätzliche Einstellung zu Leben und Tod liegt vermutlich in meinen eigenen persönlichen Erfahrungen begründet. Als ich zehn Jahre alt war, verstarb mein Vater. Wenige Jahre später eine weitere mir nahestehende Person. Beide Situationen empfand ich jedoch nicht als traumatisch, sondern als Teil des Lebens. Genauer, den entscheidenden Teil, ohne den kein Moment zuvor jemals besonders wäre. Dass ich das so verinnerlicht habe, liegt in erster Linie an meiner Familie und den Menschen, die uns während dieser Zeit kompetent begleiteten. Genau das möchte ich in Zukunft auch tun.“

Heißt konkret? Welchen Beruf möchten Sie im Anschluss an ihr Freiwilliges Soziales Jahr ergreifen?

„Ich möchte Bestatterin werden, dem letzten Lebensweg einen würdevollen Rahmen verleihen und Angehörigen mit Anteilnahme und Ruhe begleiten. Wie wichtig es ist, vor den Themen Sterben und Tod nicht die Augen zu verschließen, sondern diesen als Teil unser aller Leben bewusst Raum zu geben, erlebe ich hier im Hospiz an jedem neuen Tag. Eine Erfahrung, die ich eigentlich jedem nur wünschen kann.“

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